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„Diese Energie ist einzigartig.“

Olivier Reimann, Vizepräsident des Porsche Club Francorchamps und Verantwortlicher für die Porsche Club Francorchamps Days steht aufmerksam im Race Control und hat die Zeitanzeigen fest im Blick. 802 Porsche stehen an den zwei Auffahrten auf das Rennrund bereit. Von hier oben steuert er die große Parade. Punkt 12:00 Uhr fahren die letzten Rennfahrzeuge von der Strecke, ab 13:00 starten wieder die ersten Racing Sessions. Eine Stunde für die Parade. Das ist wenig. Ein eng getakteten Programm.

Die Parade ist nicht nur der jährliche Höhepunkt der Porsche Days, für Olivier Reimann ist es der Stressfaktor par excellence. Dieses Mal lässt er aber seinen Emotionen freien Lauf, weicht von der Regie ab, riskiert den Sprung im Zeitplan. Sprich: Er gönnt den Paradeteilnehmern eine zweite Runde. Später werden uns Mitglieder entgegenkommen und voller Freude von der zweiten Runde berichten: Wann hat es das je gegeben! „Ich habe das spontan entschieden,“ berichtet Olivier und beschert nicht nur sich damit Gänsehaut-Momente. „Ein Dankeschön an die Teilnehmer und unsere Clubmitglieder.“

Ein Saison-Opening mit Pace

Über das Wochenende haben sich bei den Porsche Club Francorchamps Days zwischen 2.500 bis 3.000 Porsche Fahrzeuge und ihre Besitzer aus Belgien, Niederlande, Luxemburg, Frankreich, Deutschland, England, Schweiz, Österreich, Norwegen und Dänemark am und auf dem legendären Racetrack versammelt. Hier dreht sich alles um fahren, fahren, fahren. „Der Kern unseres Events ist fahren in einer lockeren Atmosphäre. Locker in dem Sinne, dass wir keine Rennen organisieren, bei dem dann Wettkampf oder Wettbewerb gilt,“ erklärt der mit Walkie Talkies und Handys bestückte sportliche Endvierziger. „Locker aber strikt organisiert – hier spielen ja auch Sicherheitsaspekte mit.“

Es gibt in Belgien drei Porsche Clubs: den Porsche Club Belgium, der dieses Jahr sein 70. Jubiläum feiert, den Porsche Classic Club Belgium und eben den Porsche Club Francorchamps. „Wir sind derjenige Club mit dem deutlichsten Fokus auf die Rennstrecke. Das ist unsere Haupt-DNA“, erklärt uns Olivier zwischen Tee und Wasser in der Porsche Club Hospitality und den zahlreichen Anrufen auf seinem Smartphone. Man spürt den Motorsport Spirit. Die Kombination aus Clubfreunde und Rennsport bestimmt die Stimmung an den Boxengassen, zwischen den Rennfahrer in ihren Outfits toben die Kids voller Begeisterung, der Anhang genießt das Happening; eine bunte Mixtur aus Profis, Gentleman Drivers, Ladies Drivers, Youngstern und Familie in allen Generationen. Alle inspiriert und angesteckt durch die Faszination Porsche und hier explizit: Motorsport.

Der Club Spirit ist wichtig

Olivier Reimann, Muttersprache Französisch, vom Vater hat er das Deutsch, aus der Schule das Flämisch, ist Vizepräsident des Clubs und Hauptorganisator der Porsche Days. Die gesamte Koordination und Organisation liegt in seinen Händen. Sieben Verantwortliche sind sie im Vorstand, jeder hat seinen Aufgabenbereich.

Insgesamt stemmt er die Veranstaltung mit einem Kern von 11 Personen. Am Event-Wochenende kommen dann nochmals 90 Personen zusätzlich zum Einsatz. Das sind dann teils Clubmitglieder, die die Crew stellen und an ihren weißen Jacken zu erkennen sind, aber auch externe Arbeitskräfte. Klar, mit einem Club von 150 Mitgliedern kommt man auch schnell an seine Kapazitätsgrenzen. „Und trotzdem sind die meisten auf der Strecke und fahren ihre Fahrzeuge in den Sessions ans Limit.“

Aber auch ans organisatorische Limit gehen Olivier und seine Mitstreiter – dabei auch seine Frau Magali und Junior Alexandre Reimann (der jüngste Sohn Ferdinand ist noch zu klein…): „Seit 2017 machen wir die Porsche Days auf Volunteer-Basis und ohne externen Dienstleister. Wo Club draufsteht, ist auch Club drin.“ Den Stress und den Druck während der Veranstaltung spürt er natürlich. Aber er macht das gerne, versichert er uns. „Es macht Freude, zu sehen, dass man so viele Leute bewegen kann, teilzunehmen und einfach ein schönes Wochenende zu erleben. Das ist schon etwas Besonderes.“

Fahren ist Programm

Der ganze Event ist gelebte internationale Clubwelt. Die mietbaren Rennboxen sind vom Luxemburger Club, drei französischen Clubs, dem Veranstalterclub und von Rennteams belegt. Man sieht viele belgische, französische, deutsche Kennzeichen, aber auch skandinavische, englische und holländische Clubmitglieder sind vor Ort. Natürlich fällt die hohe Dichte an GT-Fahrzeugen auf. Allein schon wegen den gefühlt 200 Fahrzeugen der Porsche Track Tour. Aber auf dem weitläufigen Gelände zwischen La Source und Eau Rouge findet sich ein faszinierendes Stell-dich-ein aller Modelle, Baujahre und Porsche Facetten: Vom 356, klassischen 911, Transaxle, vielen Boxstern, Carrera GT, 918 Spyder bis hin zum aufgefallenen Taycan im Martini Outfit.

Das Hauptthema des ganzen Wochenendes ist natürlich „die Verwendung der Rennstrecke und die Verwendung der Fahrzeuge auf der Rennstrecke,“ wie uns Olivier erklärt. „Und das unabhängig von Fahrzeugtyp und Fahrzeugstil.“ Das bedeutet, jeder der einen Porsche besitzt und Lust hat auf der schönsten Rennstrecke der Welt zu fahren, der hat an diesem Wochenende die absolute Top-Gelegenheit, das zu machen. „In einem reinen Porsche Ambiente zusammen mit begeisterten Porsche Fans,“ ergänzt Olivier auf dem Weg zur Boxengasse.

Dazu sind die zwei Event-Tage unterteilt in Sessions: Discovery und Classic für die Classic Fahrzeuge oder Porsche Fahrer, die noch nie auf einer Rennstrecke waren. Und Sports und Expert für die GT- und Cup-Fahrzeuge. Jeder Teilnehmer hat so nach seinen Ambitionen und Fähigkeiten die Möglichkeit, zwei bis drei Stunden am Tag auf der Rennstrecke zu fahren. „Die Sessions wechseln sich den ganzen Tag ab und die Teilnehmer können Freunde und Bekannte mitnehmen,“ erklärt Olivier den besonderen Reiz der Track Sessions und die besondere Stimmung an den Boxen. „Was wir von Clubseite aus anbieten, ist die Möglichkeiten als Besucher im Fahrzeug eines unserer Clubmitglieder mitzufahren.“ Zusätzlich kann man sich bei der Porsche Track Tour im GT3 RS und GT3 Cup einbuchen oder mit dem Taycan eine Runde auf dem Track drehen.

The Club Guy

Seit 2003 ist Olivier Reimann im Porsche Club Francorchamps. Zum 30. Geburtstag hatte er sich einen 993 zugelegt und wird von einem guten Freund auf den Porsche Club Francorchamps aufmerksam gemacht. Für die Rennstrecke erwirbt er einen 968. Dann folgte ein 964 RS. „Den habe ich fünf Jahre lang sehr intensiv auf der Rennstrecke eingesetzt,“ erklärt der passionierte Gentleman Driver der bisher noch keine Lizenzen gemacht hat; seine Leidenschaft sind Track Days. 2016 kommt ein GT4 hinzu, 2018 kauft er sich einen 997 GT3 Cup. Ein 2.2 1971 F-Modell rundet seine Porsche Leidenshaft und kleine Sammlung ab.

Obwohl tief verwurzelt mit dem Porsche Club Francorchamps und der „schönsten Rennstrecke der Welt“, genießt Olivier die internationale Clubwelt. Zur Federation der französischen Porsche Clubs und Präsidentin Dominique Debord hat Olivier und sein Club eine enge Bindung. Gemeinsam mit dem belgischen Porsche Club unterstützt die Federation die Porsche Days. Die enge Kooperation mit den Porsche Club Luxemburg und seinem neuen Präsidenten Patrick Risch im Rahmen der Porsche Club Francorchamps Days ist genau so vorbildlich und herzlich. Zum Porsche Club Nürburgring und Frank Mischlich, der mit 60 Personen auf den Porsche Club Francorchamps Days ist, pflegt er eine enge, feste Freundschaft.

„Die internationale Clubwelt ist eine eigene Dimension. Man tauscht sich international aus, kommt mit anderen Leuten zusammen, kann das als persönliche Bereicherung und Erweiterung begreifen.“ Porsche sieht er als Vorreiter „der mit dem Community Management auch die Struktur mitbringt,“ dass der Austausch zwischen den Clubs weltweit funktionieren kann. „Man hat einfach die gleiche Referenz, das gleiche Drehbuch und damit hat man schon die erste Hürde. Die Grundeinstellung, die Basis stimmt einfach.“

Porsche Partner

Der Club mietet die Rennstrecke für volle zwei Tage. Das ist viel Geld, das dabei in die Hand genommen werden muss. „Wir haben die Veranstaltung bewusst nie als Rand-Event einer Motorsportveranstaltung gedacht. Bei einem 6-Stunden- oder 24-Stunden-Rennen bist du eingeschnürt in das Programm der Rennveranstaltung. Du hast keine Slots zum Fahren.“

Die letzten zwei Jahre hat der Club, wie Olivier sagt, „den Jack Pot gezogen“ indem das Timing perfekt mit der Porsche Track Tour harmoniert. „Monica Tigges und Tim Breitenbach haben uns die Möglichkeit gegeben, die Infrastruktur der Track Tour zu mieten. Das bedeutet wir haben das Hospitality-Zelt, die Rennfahrzeug als Ausstellungs-Higlights, die Boxen der Track Experience, den Info-Truck, den Schnelllade-Truck und die GT- und Taycan-Flotte der Track Tour. Das ist natürlich alles extrem optimal. Der Markenauftritt ist damit unglaublich.“ Porsche Club und Porsche AG Hand in Hand für ein breites Publikum.

„Ich finde es toll, dass die Porsche AG es einem Porsche Club ermöglicht, so etwas zu übernehmen und die Verantwortung zu tragen. Das Vertrauen uns als Club gegenüber ist einfach außergewöhnlich.“ Einzigartig sei es in der Automobilwelt. Nicht nur wegen dem Vertrauen, sondern auch wegen der Definition als Teil eine gemeinsamen Porsche Welt, als ebenbürtiger Kooperationspartner.

Ganz am Schluss kann sich dann auch Olivier entspannen und dreht mit Porsche Chef-Instruktor Stef van Campenhout eine Runde im GT3 RS. Dabei kann er auf einen Veranstaltung mit 7.000 Besucher zurückblicken, 2.500 Porsche auf dem Gelände, 802 Fahrzeuge bei der Parade, 350 Fahrzeuge bei den Sessions, rund 450 Fahrgäste an Bord, 120 Fahrzeuge bei der Rallye und 90 Fahrzeuge beim Family Run. Alles das ist eine ganz eigene Hausnummer. Ein Großevent von internationalem Format, auf die Beine gestellt und durchgeführt von einem Porsche Club mit Clubmitgliedern, Freunden und Volunteers.

Ein Teilnehmer aus Dänemark brachte es am Sonntag vor der Box des Porsche Club Francorchamps zwischen GT3s, GT4s, einem Gulf-917er und Cup-Elfern auf den Punkt: „Ich habe meinen Club Freunden in Dänemark in die Gruppe geschrieben: Hey Jungs, wenn es ein Porsche Paradies gibt, dann ist es hier in Francorchamps.“

Olivier Reimann


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